Saudi-Arabien 2

01.01.2022 bis 16.01.2022

Ha‘il ist Etappenziel von der Dakar Rallye. So fahren wir im laufe des Morgens in die Nähe des Fahrerlagers. Wir haben aber keine Lust auf die Autos zu warten und machen uns daher auf, an einen Messpunkt der morgigen Etappe zu fahren. Von den ca. 100 km Fahrt haben es nur die letzten wenigen paar Kilometer mit Sand in sich. Da alles Asphalt ist, fahren alle mit hohem Luftdruck in den Sand hinein (Bequemlichkeit) und prompt bleibt man neben der Spur stecken. Also doch Druck reduzieren und erst noch schaufeln. Leider fährt einer unserer Teilnehmer mit seinem LKW zu schnell über einige Sandbuckel hinunter und provoziert so einen heftigen Aufprall, so dass sich einerseits seine Frau verletzt und andererseits das Auto so stark beschädigt wird, dass es nicht mehr fahrbar ist. 

Die Frau wird sofort zurück nach Ha’il ins Krankenhaus gefahren, der LKW muss wohl mit einem Tieflader geborgen werden. Morgen wissen wir mehr.

Noch in der Nacht kehren alle zurück zu unserem Stellplatz. Die Fahrt zurück war offensichtlich nicht einfach, da es in der Nacht stark regnet und die Strassen teilweise überflutet sind.

Am Morgen herrscht wieder gutes Wetter und die Verletzung der Frau ist zum Glück etwas weniger gravierend, als angenommen. Das Auto wird noch im Laufe des Morgens geborgen und in eine Werkstatt nach Buraydah, unserem nächsten Übernachtungsort, gebracht. Die Reparatur dürfte wohl etwas länger dauern, sind doch einige Teile stark verbogen oder sogar gebrochen. Wann die Beiden die Reise fortsetzen können wird sich in den nächsten Tagen weisen.

Wir andern fahren zum Messpunkt des Dakar Rallyes und schauen fast sechs Stunden zu. Alle, auch nicht Motorsport-Begeisterte, harren aus und sind fasziniert von den Autos und den Fahrkünsten der Teilnehmer. Wir bleiben noch eine Nacht auf dem gleichen Stellplatz.

Bevor wir die 360 km bis Buraydah fahren, decken wir uns im Lulu-Hypermarkt noch mit Lebensmittel ein und Bea kauft eine Abaya.

Die Strecke nach Buraydah bietet landschaftlich nichts spezielles. In Buraydah übernachten wir auf der Farm von unserem Guide Ali. 

Heute ist früh aufstehen angesagt, geht es doch zum Kamelmarkt. Der Markt findet jeden Tag statt und dabei wechseln bis zu 1000 Kamele den Besitzer. Auf dem gleichen Gelände gibts auch noch einen Schafsmarkt.

Wie wir den Markt verlassen wollen, erscheint plötzlich der Verwalter des Geländes und lädt uns alle zu Kaffee und Süssem ein.

Typische Gastfreundschaft der Saudis. Wir verbringen eine weitere Nacht auf der Farm, dann soll es in drei Tagesetappen bis Jeddah gehen.

Die erste Etappe von 290 km führt uns, auf Asphalt, bis kurz vor Afif. Saudi-Arabien ist flächenmässig sechs mal so gross wie Deutschland. Daher sind wir gezwungen, um etwas zügig voranzukommen, grössere Strecken auf Asphalt zu fahren. War die Landschaft bei Buraydah eher eintönig flach, ändert sie  sich gegen Afif und es taucht wieder Gebirge auf. Zudem bewegen wir uns auf 1000 m.ü. M. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Nachts tiefe Temperaturen herrschen.

Heute erhalten wir auch noch gute Nachrichten von dem verunfallten Auto von Michel. Er kann bereits morgen wieder weiter fahren, allerdings vorerst kein Off-road, da die defekten Teile entweder geschweisst oder zurecht gebogen wurden. Ersatzteile bekommt er erst in Abu Dhabi.

Die nächsten gut 342 km führen uns zum Al Waba Krater. Ist die Landschaft nach Afif so wie viele sich die Wüste vorstellen, nämlich flach und sandig, ändert sie sich später wieder und es tauchen Hügel, Steine aber auch Büsche und kleine Bäume auf. Je näher wir zum Krater kommen, je mehr vulkanisches Gestein taucht auf. Die Strassen selber sind in gutem bis sehr gutem Zustand und führen hunderte von Kilometer praktisch nur gerade aus.

Kreiselschmuck

Das spezielle am Vulkankrater ist, dass es kein Berg mehr ist, sondern nur noch ein Krater im Boden. Die Eruption muss wohl so stark gewesen sein, dass es den ganzen Berg abgetragen hat.

Wir Übernachten beim Krater und haben Nachmittags genügend Zeit uns umzusehen und Kontakte zu pflegen.

Die letze Etappe bis Jeddah ist die längste und landschaftlich am abwechslungsreichsten. Von Sandwüste zu Bergen und fruchtbaren Gebieten bis natürlich zum Meer. Auch der Höhenunterschied von 1200 m.ü.M bis ans Meer wird deutlich spürbar, haben wir doch jetzt Temperaturen um die 30°.

Den gewünschten Stellplatz bei einem Resort erhalten wir nicht, da wegen Covid wieder viel geschlossen wird. Es muss schon viel improvisiert werden in diesen Zeiten. Wir stehen halt einfach frei am Meer und werden zur Attraktion der Bevölkerung.

Den Morgen verbringen wir am Beach, nachmittags bringt uns ein Bus ins Zentrum von Jeddah. Der Bus ist teilweise noch mit den Koordinaten vom Vorbesitzer aus der Schweiz angeschrieben.

Wir besuchen zuerst den Fischmarkt,

dann den Skulpturenpark mit Moschee, Sonnenuntergang und Blick auf die 350 m hohe Wasserfontäne.

Im Hotel Intercontinental werden wir mit einem sehr guten Abendessen verwöhnt, bevor wir die Altstadt besichtigen. Diese wird momentan aufwendig renoviert und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.

Jeddah hat etwa 4,5 Mio Einwohner, aufgeteilt ca. je zur Hälfte auf die Nord- und Südstadt. Die Südstadt ist momentan eine riesige Baustelle, werden doch ca. 80% der Südstadt abgebrochen und neu aufgebaut. Leider konnten wir das nicht fotografieren, weil die Scheiben am Bus zu dunkel sind.

Wir wollen noch am Meer bleiben, verschieben uns einfach etwas weiter nach Süden. Vorher fahren wir aber nochmals nach Jeddah um Grosseinkauf zu machen. Zudem müssen wir Brauchwasser und Diesel nachfüllen. Der Liter Diesel kostet in Saudi-Arabien zwischen 15 und 20 Rappen.

Auf dem Weg zum Stellplatz machen wir noch einen Abstecher zu einem Schiffswrack. 

Bevor wir in das Asir Gebirge fahren geht es nochmals um die 200 km südwärts. Heute ist die Suche nach einem geeigneten Stellplatz etwas mühsamer als die letzten Tage. Immer wieder muss mit der Küstenwache verhandelt werden, wo wir genau stehen dürfen. Wohnmobile sind in Saudi-Arabien praktisch unbekannt, eine Infrastruktur (Campingplätze, Stellplätze) wie in Europa oder zum Beispiel im südlichen Afrika gibt es nicht. So kann es sein, dass wir uns 400 m verschieben müssen, weil wir zu nahe am Meer stehen, obwohl sonst niemand diesen Platz beansprucht.

Wir freuen uns alle auf die heutige Etappe, geht es doch ins Asir Gebirge und erst noch Off-road. Das Wetter spielt ebenfalls mit, wenn auch mit 30° etwas warm. Die Strecke hat es allerdings in sich, sehr steinig, teils in Wadis und mit für diesen Untergrund starken Steigungen. Wir kommen zu Glück gut durch, drei Fahrzeuge müssen aber abgeschleppt werden, zwei sind nicht mehr fahrbar und brauchen einen Werkstattaufenthalt.

Am Ziel der Etappe und unserem Übernachtungsplatz, dem Parkplatz von Zee al Ain, Museumsdorf, erwartet uns ein Gewitter, das etwas Abkühlung bringt. Für die Bewohner des Ortes sind wir einmal mehr die grosse Attraktion, haben sie doch noch nie Ausländer hier gehabt.

Morgens kurze Führung durch das Dorf, das nach einer Wasserquelle benannt wurde. Das Dorf ist etwa 400 Jahre alt und war Zeuge der Kämpfe zwischen den osmanischen Türken und seinen Bewohnern. Daher auch der große Friedhof bei der Einfahrt.

Zee Al Ain wurde dank seiner außergewöhnlichen Eigenschaften auf die Liste der vorläufigen UNESCO-Welterbestätten gesetzt. Das Dorf hat 49 Wohnungen, davon 9 eingeschossige, 19 zweigeschossige, 11 dreigeschossige und 10 viergeschossige. Das Dorf wurde mit tragenden Mauern (“Medamik”) von bis zu 90 cm Dicke errichtet.

Die Konstruktionen sind mit Zedernholz gedeckt, über dem sich eine Art Stein, der als “Salat” bekannt ist, befindet, der wiederum mit Schlamm abgedichtet wurde.

Nach der Führung fahren wir einen imposanten Pass auf 2150 m.ü.M hoch.

Hier befindet sich die Stadt Al Bahah, wo gestern die defekten Fahrzeuge hingebracht wurden. Zwei Fahrzeuge sind Sprinter und bei beiden ist die Welle im Verteilergetriebe gebrochen. Genaue Ursache wissen wir nicht, aber beide Autos haben einen Aufbau und sind Handgeschaltet. Zudem sei das Problem bekannt. Die Fahrzeuge werden zur Reparatur nach Riad gebracht und die Ersatzteile sind schon in Deutschland parat zum Verschicken. Hier greift die Organisation von AllradOsten. Die beiden Ehepaare fliegen direkt nach Riad und warten dort auf die Reparatur und uns anderen.

Von Al Bahah geht es über 200 Kilometer weiter durchs Gebirge bis Bishah, wo wir auf einem Stellplatz mit etwas Infrastruktur übernachten.

Morgen findet hier eine weitere Etappe des Dakar Rallyes statt, allerdings wissen wir diesmal nicht genau wo sie durchfahren.

Wir verzichten daher, mit einigen anderen, nochmals das Rallye anzuschauen und machen uns einen gemütlichen Tag auf dem Stellplatz. Da unser Wechselrichter nicht richtig funktioniert, bauen Hansueli Müller, er ist Elektroingenieur, und ich, das Teil aus und überprüfen alles. Wir finden kein Problem und hoffen darauf, dass das Teil nach dem Einbau wieder geht. Und, so ist es, warum auch immer.

Wir verlassen Bishah und steuern in mehreren Etappen Riad an. Heute fahren wir ca. 200 km, davon die Hälfte auf einer schönen Off-road Strecke, durch eine eindrückliche Wüstenlandschaft.

Der Übernachtungsplatz liegt irgendwo in der Wüste. Herrlich die Aussicht und die Ruhe.

Professionelles Haare schneiden

Die nächsten 200 km spulen wir auf dem Asphalt ab. Dann biegen wir wieder auf eine Piste ab, die uns zum einem weiteren schönen Übernachtungsplatz in der Wildnis führt.

Dieser Platz ist zugleich der Startpunkt für die morgige Off-road Etappe. Wir spielen wieder einmal Brändi Dog mit Verena und Roberto.

In der Nacht gibt es mehrere Gewitter mit Hagel,

aber am Morgen herrschte wieder Sonnenschein und die Off-road Strecke kann, wenn teilweise auch noch feucht oder nass, problemlos gefahren werden.

Moderne Beduinen

Nach einem kurzen Meeting fahren wir, wie meistens um neun am Morgen ab und erreichen nach 120 km unseren nächsten Stellplatz unter freiem Sternenhimmel.