04.02.2024 bis 18.02.2024
Den Morgen verbringen wir noch auf dem Campingplatz. Nebst Blog schreiben Diverses am Auto erledigen, unter anderem demontiere ich nochmals ein Rad um die Bremsbeläge zu kontrollieren. Die Profis meinen, es müsste noch bis nach Hause reichen. Bei Bedarf habe ich nun Reservebeläge dabei. Nach dem Mittagessen fahren wir nur wenige Kilometer in den Rockgarden, wo wir auch übernachten werden. Hier wird uns ein traditionelles Kennenlernen Ritual zwischen jungen Frauen und Männern geboten, wobei sich die Männer auf Kamelen präsentieren. Während der Aufführung ist es recht warm, abends dagegen verschwinden alle nach dem Essen in die geheizten Autos. So auch wir zum Brändi-Dog spielen.
Da es nur einige Kilometer bis zum nächsten Ziel sind, fahren wir auch heute erst nach dem Mittagessen weiter. So haben wir Zeit, Diverses im Internet zu erledigen und eine kleine Runde zu laufen. Die Strecke von knapp 20 Kilometer führt uns zurück in das Gebiet des Tassili n‘Ajjer Nationalparks in die Nähe des Berges Tissalatine. Wieder eine bizarre Landschaft, die uns animiert, nochmals etwas laufen zu gehen. Später der obligate Sprinter-Apéro, bevor das Nachtessen bereit ist. Heute stehen Lammfleisch und Poulet mit Pommes zur Auswahl. Danach noch Lagerfeuer bis um zehn.
Wir fahren nochmals zurück nach Djanet zum Tanken und Einkaufen. Danach Richtung Westen in die Dünen „Erg Admer“. Wir bewegen uns zwischen wunderschönen, recht hohen Dünen und wie in der Rub‘ al Khali fahren wir über oder zwischen den Dünen von Wüstenpfanne zu Wüstenpfanne. Der Sand ist recht fest mit einigen wenigen Ausnahmen. Gesamthaft fahren wir heute über 120 Kilometer und gut 5 Stunden. Natürlich übernachten wir noch innerhalb der Dünen, bevor es morgen dann Richtung Norden gehen soll.
Erwachen inmitten von Dünen ist immer wieder ein spezielles Erlebnis. Wir geniessen die ersten Sonnenstrahlen, bevor wir aus den Dünen herausfahren. Wir erreichen wieder die Felslandschaft des Tassili n‘Ajjer, fahren weiter off-road über die Gebiete Tilelene und Tikoubaouene mit dem Elefantenfelsen bis ins Wadi El. Das Meiste ist Sand, am Schluss aber recht anspruchsvoll für die Autos, da sehr uneben mit engen Kurven durch Buschland. Ganz am Schluss machen wir noch eine Schleife durch einen Canyon. Für die LKW‘s nicht fahrbar, weil viel zu eng. Sogar für uns muss noch ein Baum gestutzt werden. Beim Eintreffen auf dem Übernachtungsplatz wird es schon dunkel. Ich muss wie schon gestern noch die Reifen kontrollieren, da ein Reifen immer wieder Luft verliert. Wahrscheinlich ist es das Ventil.
Bereits nach acht fahren wir los und aus dem Wadi El hinaus bis auf die asphaltierte Hauptstrasse. Nach gut 12 Kilometer geht es wieder von der Asphaltstrasse weg und erneut Off-road ins Wadi Essendilene. Die recht gute Piste von 17 Kilometer führt uns bis zum Canyon Essendilene. In einer zweistündigen Wanderung laufen wir durch teils blühende Oleander bis ans Ende des Canyons und zurück. Am Ende des Canyons hat es immer noch Wasser, obwohl es schon drei Jahre nicht mehr geregnet hat. Nach dem Mittagessen geht es zurück auf die Hauptstrasse. Reifen aufpumpen und dann weiterfahren mit morgigem Ziel Illizi. Nach über 150 Kilometer auf der Hauptstrasse biegen wir ab und fahren zu einem Übernachtungsplatz. Die Zufahrt hat es nochmals in sich, ist sie doch sehr steil, eng und steinig. Die LKW‘s nehmen daher einen anderen Weg, der allerdings durch tiefen Sand führt. Es ist schon dunkel, bis sie ankommen, da das grosse Begleitfahrzeug der Organisation ein technisches Problem hat. Es stellt sich heraus, dass der Turbolader kaputt ist, daher stehen für die 18 Tonnen nur noch etwa die Hälfte der PS zur Verfügung. Ein Ersatz ist momentan nicht verfügbar, daher wird das Fahrzeug mit der Saugleistung weiterfahren müssen.
Heute haben wir das letzte Abendessen von der Kochmanschaft, die wir bereits am Mittag verabschiedet haben. Ab morgen heisst es wieder selber kochen. Abends ist es jetzt bedeutend wärmer, als die letzten Tage.
Erst um neun weg, da heute nur noch Asphalt gefahren wird. Bis Illizi sind es 170 Kilometer, eine Strecke, die wir bereits vom Herunterfahren kennen. In Illizi sind wir für zwei Nächte auf dem Campingplatz. So können wir wieder Wassertanken, Einkaufen und die Autos auf Vordermann bringen. Natürlich haben wir auch genügend Zeit für uns selber und zum Quatschen mit den anderen Teilnehmern. Am zweiten Abend wird uns zudem ein Film über die Sahara gezeigt und so können wir das Erlebte nochmals Revue passieren lassen. In den kommenden Tagen werden wir wieder viele Kilometer abspulen um noch andere Regionen von Algerien kennen zu lernen.
Morgens heisst es zuerst auftanken, bevor wir die 500 Kilometer bis zum Übernachtungsplatz unter die Räder nehmen. Die Landschaft wird zunehmend eintöniger, wie wir es vom Herunterfahren her kennen. Leider müssen wir wieder die gleiche Strecke hochfahren, etwas anderes wurde nicht bewilligt. So übernachten wir auch am gleichen Ort, kurz nach TFT (Tin Fouye) in einem abgesperrten Gelände, auf einem Sportplatz. Überall sieht man Gasflammen, die auf die Ölförderung hinweisen.
Heute sind nochmals 500 Kilometer zu absolvieren, bis nach Hassi Messaoud, eine der wichtigsten Industriestädte von Algerien. Erst von dort an ist eine andere Strecke geplant. Um acht fahren wir los zur nächsten Tankstelle. Danach mit einigen Kaffeepausen und einer längeren Mittagspause bis zum gleichen Übernachtungsplatz, den wir schon bei der Hinfahrt hatten. Die ganze Strecke bietet landschaftlich leider nichts. Schade durften wir von Djanet nicht direkt nach Tamanrasset fahren, was möglich gewesen wäre. Aber Tamanrasset wurde für uns nicht freigegeben. Ebenso können wir nicht durch Hassi Messaoud fahren, sondern müssen die Stadt grossräumig umfahren.
Von Hassi Messaoud fahren wir nun westwärts über Ouargala nach Zelfana, eine Oasenstadt mit Thermalwasser und dementsprechend vielen Thermalbäder. Hier können wir unsere Fahrzeuge im Innenhof eines Hotels abstellen. Wir sind bereits nach dem Mittag da und dürfen uns in der Stadt, wie schon in Djanet und Illizi frei bewegen. So können wir auch auswärts Nachtessen. Wir haben den Eindruck, wir seien die ersten ausländischen Touristen, will man doch dauernd von und mit uns Fotos machen. Abends gibt es wieder einmal gemeinsam einen Geburtstag zu feiern.
Unser nächstes Ziel ist die Oasenstadt El Golea oder mit neuem Namen El Menia, ca. 290 Kilometer von Zelfana entfernt, Richtung Süden. Die Stadt Golea ist reich an Geschichte und Kultur. Sie ist Handels- und Verkehrsknotenpunkt für die Region und hat eine wichtige Rolle in der Erforschung der Wüstenökologie und -biologie gespielt. Hier liegen auch die sterblichen Überreste von Charles de Foucauld (siehe Wikipedia). Die Strecke dahin ist landschaftlich bedeutend interessanter als die letzten drei Tage. Unterwegs besuchen wir noch die Farm von einem unserer Guide’s, der aus dieser Gegend kommt. Das Geld für den Kauf hat er unter anderem in der Schweiz verdient. Wir kommen im frühen Nachmittag an und beziehen unseren Stellplatz etwas ausserhalb, in einem öffentlichen Park, mit kleinem See und Zoo. Für mich ist es wieder einmal Zeit ein Rad zu demontieren, um den Zustand der Bremsbeläge zu überprüfen. Mit immer noch gut 3mm sind alle der Meinung, dass es bis nach Hause reichen müsste. Also vorläufig kein Wechsel der Beläge, obwohl immer wieder die Aufforderung im Display kommt. Gegen Abend kann, wer will, mit einem Bus in die Stadt fahren. Wir nutzen die Gelegenheit und können so auswärts essen und einkaufen. Später gibt es in einem Hotel wieder einmal ein Bier. Zudem können wir hier einige Biere, aber auch Wein, zum Mitnehmen bestellen.
Unser Guide Salah hinten, der Fahrer Molay und Smiley (Dahmane) der Mann für alles.
Wir bleiben einen weiteren Tag in El Menia. Bis in den Nachmittag hinein haben wir Zeit für persönliche Angelegenheiten und uns im Park umzusehen. Die einen brauchen die Zeit auch um einen Reifenwechsel vorzunehmen, was bei einem LKW doch mit etwas mehr Aufwand verbunden ist, als Beispielsweise bei einem Sprinter. Im späteren Nachmittag fahren wir wieder mit dem Bus in die Stadt und schauen uns eine christliche Kirche an, auf deren Friedhof der bereits erwähnte Charles de Foucauld begraben ist. In der Kirche selbst ist das Leben von Foucauld beschrieben. Foucauld hat unter anderem die Sprache der Touareg in Französisch übersetzt. Danach fahren wir zum alten Ksar, das auf einer Anhöhe liegt. Von hier hat man einen schönen Blick über die Stadt. Wieder in der Stadt gehen die einen Einkaufen und zurück auf den Stellplatz, die anderen auswärts essen. Da wir bereits gestern auswärts gegessen haben, fahren wir ebenfalls auf den Stellplatz zurück.
Unsere Guide’s sind schon den ganzen Tag unterwegs um die Visa zu verlängern. Das Unterfangen ist auch am Abend noch nicht erfolgreich abgeschlossen und so wissen wir nicht, ob es morgen wie geplant weitergeht oder ob wir aus Algerien ausreisen müssen.
Wir sind alle bereit zur Weiterfahrt nach Timimoune, aber die Verlängerung der Visa hat nicht geklappt. Es wird nochmals ein Versuch unternommen, aber um halb elf heisst es, zurück nach Ghardaia zu fahren, dort sei die Chance grösser, „Inshallah“.
Also fahren wir die Strecke von Vorgestern wieder zurück, was bleibt uns anderes übrig. So bekommen wir die Macht des Staatsapparats, oder die Inkompetenz der Beamten voll zu spüren. Scheinbar will keiner die Verantwortung übernehmen, aus Angst den sicheren Job zu verlieren. Da man an der Grenze leider nur ein 30 Tage Visum bekommt, waren wir von Anfang an darauf angewiesen, dass es irgendwo in einer Stadt verlängert wird. Auf dem offiziellen Reisedokument mit der bewilligten Route wurden von den Behörden auch 38 Tage Aufenthalt zugesichert. Doch jetzt will das kein Amt absegnen. Hier in Ghardaia wird morgen der letzte Versuch gestartet.
In Ghardaia stehen wir wieder einmal bei einem Hotel im Innenhof. Die Einfahrt ist relativ eng, so dass das grosse Teamfahrzeug ausserhalb übernachten muss und ein LKW eine Schramme abbekommt. Abends feiern wir in kleinem Rahmen einen weiteren Geburtstag.
Das Programm sieht vor, am Nachmittag einen Stadtbesuch in Ghardaia zu machen, das zusammen mit den anderen Oasen des M’Zab-Tals wegen seines exemplarischen Städtebaus seit 1982 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbe steht.
Ghardaia ist eine befestigte Stadt, die aus drei ummauerten Sektoren mit labyrinthartigen Gassen besteht. Im Zentrum ist das historische Mozabitengebiet mit einer Moschee im Pyramidenstil und einem mit Arkaden umsäumten Haupt- und Marktplatz. Die markanten weiß, rosa und roten Häuser mit ihren Terrassen und Arkaden sind aus Sand, Lehm und Gips gebaut und mit Innenhöfen so konstruiert, dass das Sonnenlicht in alle Räume fluten kann. Das tausend Jahre alte Wasserversorgungssystem wurde von den Mozabiten unter Ausnützung der seltenen Wasservorkommen in den Flüssen (oueds) gebaut. Die Mozabiten entwickelten ein einzigartiges Bewässerungssystem mit Tunneln, um Regenwasser einzusammeln und es in die Oasen umzuleiten. Es erlaubt eine gerechte Wasserverteilung und bietet gleichzeitig einen guten Hochwasserschutz. Die Frauen der Mozabiten erkennt man an den weissen Gewändern und, dass nur das rechte Auge zu sehen ist.
Da die Möglichkeit besteht, schon am Morgen in die Innenstadt zu fahren, machen wir, wie einige andere davon Gebrauch. Zum Glück, denn es gelingt auch hier nicht, die versprochene Verlängerung der Visas zu erhalten. Da morgen die 30 Tage ablaufen und die Distanz von Ghardaia bis an die Grenze über 550 Kilometer beträgt, entschliessen wir uns, noch heute loszufahren um noch einige Kilometer bis Zelfana zu fahren. Hier übernachten wir wieder im Innenhof des Hotels. Die Stimmung ist natürlich auf einem Tiefpunkt, nicht nur bei uns allen, sondern auch beim ganzen Team der Guides. Sie schämen sich für ihr Land. Kenner von China meinen, es sei hier noch schlimmer als in China. Aber wir wussten alle schon vorher, dass Algerien nicht einfach ist und haben uns auf das Abenteuer eingelassen.
Wir haben noch etwas über 480 Kilometer zu fahren, davon durch viele Ortschaften mit Unmengen von Speedbumps. Daher starten wir schon nach sieben Uhr, nachdem wir vorher die Guides offiziell verabschiedet haben. Natürlich begleiten sie uns noch bis an die Grenze, aber am Zoll wird es unter Umständen zu hektisch sein.
Wir sind nicht nur alle etwas bedrückt, nein, einige haben seit Tagen Magenprobleme, so dass fahrerisch untereinander ausgeholfen werden muss. Über die ganze Strecke kämpfen wir mit extremem Gegenwind, also Sandsturm und zu guter letzt, platzt noch ein Reifen an einem LKW. Nicht ganz unser Tag. Einziger Lichtblick der kaputte LKW, der, aufgrund der geplanten Reise auf den 26. Februar an die Grenze gebracht werden sollte, ist nun auch schon unterwegs und kann mit uns das Land verlassen, was vieles vereinfacht.
Wir sind um fünf Uhr an der Grenze, müssen aber noch auf die LKW’s warten. Endlich nach acht Uhr können wir Algerien verlassen. Am tunesischen Zoll geht es, nachdem das Personal die Bedienung des Computers langsam in den Griff bekommt, etwas schneller, so dass wir nach neun durch sind. Etwa 200 Meter nach dem Zoll übernachten wir auf einem grossen Parkplatz.